Das Theater in Baden überrascht immer wieder mit neuen Aufführungsorten. Diese sind fast ebenso wichtig wie das Stück selbst.
Manchmal müsse man sich einfach getrauen nachzufragen, sind sich Ruth und Röbi Egloff einig. Absagen gebe es immer mal wieder, wenn die beiden Theaterleute für eine Location anklopfen. Aber noch öfter stossen sie auf offene Ohren – und Türen. Während andere Theater regelmässig den gleichen Spielort bevorzugen, überrascht das Theater in Baden mit immer neuen Aufführungsorten. Mal ist es eine Parkgarage, dann ein Feuerwehrlokal oder ein Gartensaal. «Es ist spannend, einen passenden Ort für ein Stück zu suchen – oft aber auch eine Herausforderung», sagt Ruth Egloff, die Frau, die hinter der Bühne die Drähte zieht und für die Produktionsleitung verantwortlich ist. Es muss zuerst die Machbarkeit geklärt werden. Braucht es zusätzliche Bewilligungen, etwa von der Feuerpolizei? Wo wird die Bühne aufgebaut und wo die Tribüne? «Das ist jeweils ein wahres Puzzle, das zusammengesetzt werden muss, damit es am Schluss eine runde Sache gibt», meint Röbi Egloff.
Ein solches war auch die Produktion von «Biedermann und die Brandstifter» 2013 im Feuerwehrlokal in Ennetbaden. Zufällig erfuhren sie, dass es zu einer Fusion zwischen den Feuerwehren Baden und Ennetbaden kommt. «Und so kam der Stein ins Rollen, weil wir gerade auf der Suche nach einem Stück waren, Biedermann aber schon lange im Hinterkopf hatten», erinnert sich Röbi Egloff. Feuerwehr und Brandstifter passt doch perfekt zusammen, fand er und so fragten sie nach dem Feuerwehrlokal als Aufführungsort an. Die Gemeinde hat sie grossartig unterstützt und das Unmögliche möglich gemacht!
Beim Gartensaal im Park der Villa Boveri in Baden war vieles einfacher, da dort regelmässig kulturelle Anlässe stattfinden. Für Ruth und Röbi Egloff war es der Wunsch-Ort für ihr erstes Stück «Die Finte» von Jeffrey Archer im Jahr 2003. Sie hatten den britischen Schriftsteller auf einem Kreuzfahrtschiff kennengelernt, lasen seine Kurzgeschichte „The Endgame“ und fanden, man müsste daraus ein Theater machen. Also engagierten sie den pensionierten Buchhändler und Stadtpoeten Franz Doppler, den Text als Theaterstück umzuschreiben. «Der englisch beeinflusste Gartensaal war perfekt für dieses Stück», so Ruth Egloff. Das war der Startschuss in die mittlerweile 20-jährige Geschichte des «Theater in Baden».
Weil die Freude nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Theatermachern riesig war, sollte es eine Fortsetzung geben. Was würde gut in den Gartensaal passen, fragten sie sich. Natürlich Oscar Wilde! Und so wurden in der Folge «Der ideale Gatte», «Der Fächer» sowie «Eine belanglose Frau» an diesem wunderbaren Ort inmitten des Parks der Villa Boveri aufgeführt.
Dazwischen fand 2007 die Badenfahrt statt, an der das «Theater in Baden» das Musical «Weisch wie heiss!» auf die Bühne brachte. «Wir wollten möglichst im Festgeschehen sein, trotzdem aber nicht von allen Seiten her beschallt werden», erinnert sich Ruth Egloff. So war der Standort im Kino Sterk beim Bahnhof absolut perfekt.
Kniffliger wurde es, als sich Regisseur Röbi Egloff vornahm, einen Friedrich Glauser auf die Bühne zu bringen. «Matto regiert» sollte es sein. Doch woher eine Irrenanstalt nehmen? «Weil wir möglichst in Ennetbaden oder in der Nähe einen Ort suchten, kam irgendwann die Idee, das Parkhaus als Spielort zu wählen.» Düster und bedrückend kann es an einem solchen Ort tatsächlich sein. Dank dem Entgegenkommen der Gemeinde konnte die Idee 2015 umgesetzt werden, und zwar indem ein Stockwerk abgeriegelt wurde.
Weil der Glauser so gut ankam, wünschten sich die Theatermacher ein weiteres Stück von ihm. Die Wahl fiel auf Krock & Co. Und da gerade die Wiedereröffnung des Schwanensaals in Ennetbaden anstand, war der Wunsch, dort zu spielen. Leider verzögerte sich die Renovation, weshalb man eine Alternative suchen musste – und im Festsaal des Hotels Limmathof fand.
Auch bei der letzten Aufführung 2021, «Ein Volksfeind» von Henrik Ibsen, lief nicht alles wie geplant. Eigentlich hätte das Stück in der neueröffneten Wellness-Therme Fortyseven stattfinden sollen. Doch wegen Bauerzögerungen musste man in Windeseile einen neuen Ort suchen. Ein Glücksfall war es, dass dieser im Haus National in Ennetbaden gefunden werden konnte. So spielte das «Theater in Baden» eben auf der anderen Limmatseite, kurz bevor das Gebäude abgerissen wurde.
Für die aktuellste Produktion haben die Theatermacher im Kurpark in Baden einen ganz besonderen Spielort gefunden: das Gärtnerhaus. Das schmucke Holzhaus, das als Kurslokal und Unterkunft für Flüchtlinge genutzt wurde, ist die perfekte Wahl für das Stück «Willkommen». Darin geht es um eine Wohngemeinschaft, die darüber diskutiert, eine Flüchtlingsfamilie für ein freiwerdendes Zimmer aufzunehmen.
Natürlich habe es dazwischen auch ganz verrückte Ideen gegeben, erinnern sich die beiden Theaterleute schmunzelnd. Einmal sollte die Bühne im Teufelskeller, diesem mystischen Badener Wald, sein. «Doch das ganze Projekt wurde dann abgeblasen», erzählt Röbi Egloff. Zum Glück, denn am geplanten Datum hatte es aus Kübeln geregnet.
Einen ganz bestimmten Ort haben Ruth und Röbi Egloff noch auf ihrer Bucketlist: die Villa Langmatt in Baden. «Doch da warten wir, bis die Sanierung vorbei ist.»
Alle Stücke mit den Aufführungsorten
2003 | Die Finte | Gartensaal Villa Boveri, Baden |
2005 | Der ideale Gatte | Gartensaal Villa Boveri, Baden |
2007 | Weisch wie heiss! | Kino Sterk, Baden |
2009 | Der Fächer | Gartensaal Villa Boveri, Baden |
2011 | Eine belanglose Frau | Gartensaal Villa Boveri, Baden |
2013 | Biedermann und die Brandstifter | Feuerwehrlokal, Ennetbaden |
2015 | Matto regiert | Parkhaus, Ennetbaden |
2018 | Krock & Co. | Hotel Limmathof, Baden |
2019 | Ännet - Eine Theatertrilogie | Historisches Museum, Baden |
| | Parkhausdach, Ennetbaden |
| | Postplatz, Ennetbaden |
2020 | Blueserbuebe | Claque-Keller, Baden |
2021 | Ein Volksfeind | Haus National, Ennetbaden |
2023 | Willkommen | Gärtnerhaus, Baden |
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