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Silvia Schaub

"Jede Produktion ist ein Höhepunkt!“

Aktualisiert: 3. Sept. 2023



Interview mit Ruth und Röbi Egloff


Vom Klassiker zum Musical, über theatralische Rundgänge bis zu Eigenproduktionen – das Theater in Baden begeistert seit 20 Jahren mit ihren Aufführungen das Publikum. Ein Gespräch mit Ruth und Röbi Egloff über die schönsten Momente, die richtige Location und den Blick in die Zukunft.


Das Theater in Baden feiert 2023 sein 20-Jahr-Jubiläum. Gibt es einen Höhepunkt, wenn Ihr auf die Geschichte zurückblickt?


Röbi Egloff: Jede Produktion ist ein Höhepunkt! Eine jedoch sticht für mich besonders heraus: das Musical «Weisch wie heiss!» an der Badenfahrt 2007. Wenn man an einer Badenfahrt die grösste Einzelproduktion auf die Bühne bringen darf und Tausende von Augen das Stück anschauen, dann ist das schon sehr speziell. Wir haben mit vielen neuen Schauspielerinnen und Schauspielern sowie einer professionellen Band zusammengearbeitet – mit rund zwei Jahren Vorlauf. Der Druck und die Belastung waren riesig. Aber als wir nach der Vorpremière eine Standing Ovation erhielten, war ich der glücklichste Mensch.


Ruth Egloff: Für mich waren «Biedermann und die Brandstifter» (2013) und «Matto regiert» (2015) die rundesten Stücke. Beide Spielorte waren in Ennetbaden und meiner Meinung nach einfach absolut passend zu den jeweiligen Stücken – «Biedermann» im Feuerwehrlokal und «Matto» im Parkhaus in Ennetbaden. Hier sind wir auch zu Hause, und unsere Projekte werden wohlwollend aufgenommen.


Das schönste Erlebnis?


Ruth Egloff: Das ist schwierig zu sagen. Wir haben jedes Mal viele schöne Erlebnisse. Sie liegen in erster Linie im Zwischenmenschlichen. Beim Musical «Ännet!» im 2019 hatte es oft geregnet, manchmal konnten wir gar nicht spielen, aber die Truppe war dennoch so engagiert. Die Teilnehmenden haben Röbi mit einem «Oscärli» ausgezeichnet, das war ein emotionaler Höhepunkt.


Ihr seid das Herz des Theaters in Baden und setzt unendlich viel Zeit dafür ein. Was war der Grund für die Gründung Eures Ensembles?


Röbi Egloff: Das Theatermachen und Schauspielen hat mich schon immer fasziniert. Während eines Amerika-Aufenthalts 1978 konnte ich erstmals als Regieassistent bei Schulprojekten schnuppern. Ich war schon viele Jahre Mitglied bei der Badener Maske und inszenierte ab 1979 Stücke wie «Campiello» (Carlo Goldoni), «La Mandragola» (Niccolò Machiavelli) oder «Die Wirtin» (Carlo Goldoni). Dann kam unsere Tochter Isabelle zur Welt und wir machten eine lange Pause. Doch wir waren weiterhin in der Theaterszene aktiv und kannten viele Leute. Also kam irgendwann die Idee, das Thema wieder aufzunehmen. 2003 war der Startschuss von «Theater in Baden». Unser Anspruch war und ist es, Theater von hoher Qualität zu bieten, dafür nur alle zwei Jahre eine Produktion umzusetzen.


Würdet Ihr diesen Schritt wieder machen?


Ruth Egloff: Ja, unbedingt! Es ist einfach eine sehr befriedigende Aufgabe. Und: Der Aufwand lohnt sich immer! Wir machen das ja auch für uns. Wir sind mittlerweile pensioniert und es ist gut, etwas zu haben, das uns aktiv hält. Die Überlegungen für das Stück und die Organisation im Hintergrund fordern uns immer wieder aufs Neue heraus.


Ihr macht damit auch ganz viele Menschen glücklich – einerseits die Teilnehmenden im Theater, andererseits das Publikum! Ist das Euer persönlicher Antrieb?


Röbi Egloff: Dass wir damit den Leuten eine Freude bereiten wollen, ist Zweck einer öffentlichen Aufführung. Antrieb für uns ist allein schon, dass es eine sinnvolle, freudige Arbeit ist. Uns reizt es, eine neue Umgebung für das Stück zu finden, die Probleme am neuen Ort zu lösen und zusammen mit der Truppe das Stück so umzusetzen, dass es dem Publikum gefällt. Wir sind eine verschworene Truppe mit teils langjährigen Mitgliedern – sowohl auf wie auch hinter der Bühne – und wollen schlicht und einfach gutes Theater machen.


Vom Klassiker zum Musical, über theatralische Rundgänge bis zu Eigenproduktionen – Ihr bietet ein abwechslungsreiches Programm. Wie kommt die Stückwahl zustande?


Röbi Egloff: Das ist von vielem abhängig. Wir möchten jeweils auch eine gewisse Aktualität aufnehmen. Wie etwa bei «Der ideale Gatte» (2005), als es um Insidergeschäfte ging, oder beim «Biedermann und die Brandstifter» (2013), als die Ennetbadener Feuerwehr fusioniert wurde. Bei «Ein Volksfeind» (2021) wurde gerade die Wellness-Therme Fortyseven eröffnet. Wir spielen keine Schenkelklopfer-Stücke. Sie müssen zwar nicht zwingend Klassiker sein, aber ein gewisses Niveau haben und von Profis geschrieben sein. Und wir suchen Stücke, von denen wir glauben, dass wir sie auch gut besetzen können.


Das Theater in Baden ist dafür bekannt, dass die Aufführungen immer an besonderen Orten stattfinden. Wie wichtig ist die Location?


Ruth Egloff: Sehr wichtig! Wir wollen nicht in einer Mehrzweckhalle spielen. Der Ort soll mit dem Stück korrespondieren. Das Stück steht jedoch immer zuerst. Dann beginnt das Brainstorming, wo wir inszenieren könnten. Das ist manchmal eine aufwändige Sache, wie beim aktuellen Stück. Wir wollten eigentlich in einer alten Villa in Ennetbaden spielen, haben aber kein passendes Objekt gefunden – bis wir in Baden mit dem Gärtnerhaus den perfekten Ort gefunden haben.


Nach 20 Jahren machen sich vielleicht auch gewisse Ermüdungserscheinungen bemerkbar. Wie sieht die Zukunft des Theaters in Baden aus?


Ruth Egloff: Irgendwann muss man die Zügel in jüngere Hände übergeben. Weil wir möchten, dass das Theater in Baden auch ohne uns weiterlebt, befinden wir uns bereits aktiv in einer Übergangsphase. Mit Florian Oberle konnten wir einen tollen Regisseur gewinnen, der übrigens sozusagen ein Eigengewächs ist und über eine professionelle Ausbildung verfügt. Dank einer Fallstudie zur Nachfolgeregelung unseres Theaters durch die FHNW Brugg-Windisch haben wir wichtige Inputs erhalten. Insbesondere was die Aufgaben von mir als Produktionsleiterin angeht. Das hat dazu geführt, dass wir meine Arbeit in verschiedene Ressorts aufgeteilt haben und auch schon Personen dafür gewinnen konnten. Das Theater in Baden soll schliesslich weitergehen, auch wenn wir einmal nicht mehr aktiv sind.


Ein wichtiger Punkt, den alle Kulturschaffenden beschäftigt, ist die Finanzierung. Eure Produktionen sind von hoher Qualität. Wie sieht es mit Subventionen und Unterstützung aus?


Ruth Egloff: Wir bekommen keinerlei Subventionen, haben aber einen wichtigen Hauptsponsor, die Aargauische Kantonalbank. Allerdings deckt ihre Unterstützung natürlich nicht alle Kosten. Da kommt so viel zusammen – von den Kostümen über die Infrastruktur bis hin zu sonstigen Materialkosten. Wir bekommen auch Unterstützung von der Gemeinde Ennetbaden. Zum Glück sind viele Lieferanten sehr grosszügig, und auch für die Aufführungsorte kommen uns die Vermieter jeweils sehr entgegen. Die Haupteinkünfte generieren wir über die Ticket-Einnahmen und die Restauration. Dennoch können wir unseren Schauspielenden und den vielen Leuten im Background keine Löhne bezahlen – höchstens ein bescheidenes Trinkgeld. Aber letztlich machen wir ja nicht Theater, um damit Geld zu verdienen, sondern um Spass zu haben.


(Interview: Silvia Schaub)

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